…eine streng geraffte Lebensgeschichte...
Kunst ist vielfältig, Kunst ist bunt. Doch wo beginnt eigentlich Kunst?
Seit ich denken kann, beschäftige ich mich mit Handarbeiten, Basteleien, Puzzeln, Büchern, Musik und allem was gemeinhin als Hobby durchgeht.
Dem Umstand geschuldet, dass in meiner Kindheit Fernsehen nicht alltäglich war und meine Eltern Wert darauf legten, den Konsum bewegter Bilder auf ein Minimum zu beschränken (von der wöchentlichen Hitparade, gemeinsamen Disney-Film-Zeiten oder Märchen rund um die Weihnachtszeit mal abgesehen), waren ich und meine drei Geschwister früh "gezwungen", uns anderweitig zu beschäftigen.
Als Kind war mir dies manchmal unverständlich, durften sich doch alle Freunde jederzeit mit Schlümpfen, Spiele-Konsolen, später Musikvideos etc. die Zeit vertreiben. Aus heutiger Sicht kein Weltuntergang und eher ein Vorteil für meine kreative Entwicklung.
Nun ja... wir lernten stricken, alle möglichen Papierbasteleien, erfanden ganze Unterhaltungsprogramme und wussten uns grundsätzlich immer zu beschäftigen. Ich begann früh zu lesen und mutierte zum Bücherwurm.
In meinen Teenagerjahren wurde eine psychische Erkrankung diagnostiziert, die mir neben den typischen pubertären Herausforderungen das Leben drastisch erschwerte. Es folgten lange Jahre mit Klinikaufenthalten, Therapien und Höhen und Tiefen.
Immer an meiner Seite: Kreativität.
Später lernte ich, diesen Teil meiner Persönlichkeit aktiv zu nutzen und diese sogenannten "Skills" zu einem Ventil und verlässlichen Partner umzufunktionieren. Bis heute beruhigt mich das simple Falten von Fröbelsternen ungemein.
Was das mit Kunst zu tun hat?
Vielleicht nichts, für mich jedoch alles.
Neben einem hohen Maß an Kreativität wohnte mir auch stets eine fast zwanghafte Neugier mit einem ausgeprägten Hang zur Perfektion inne. Ich interessiere mich noch heute für 1000 Dinge, manchmal alles gleichzeitig und muss immer alles ganz genau wissen. So beschäftigte ich mich mit Themen wie Musik, Theater, Pflanzen, Tiere, Sprachen, Kultur, Alte Geschichte und eben...Kunst.
Zusammengefasst denke ich manchmal, mich ziehen vor allem "schöne Dinge" an, "intensive Dinge", "schützenswerte Dinge".
Vor etwas 10 Jahren wuchs schließlich mein Interesse an Malerei, vor allem die Alten Meister hatten es mir angetan. Natürlich hatte ich auch vorher schon gern Zeit in Museen verbracht, Dokus über berühmte Maler gesehen, hier und da ein Buch gelesen. Doch wirklich intensives Interesse, gepaart mit einer plötzlichen Sammelwut von Bildbänden, wurde mir erst zu diesem Zeitpunkt meines Lebens bewusst.
Okay...eine gesteigertes Interesse an Geschichte oder Kunst macht noch keinen Historiker und sicher keinen Künstler. Der modernen Vernetzung durch Social Media sei Dank tauchten aber nun mehr und mehr künstlerische Inhalte in meinen Timelines auf.
Bis dahin hatte ich persönlich mit "Malerei" in dem Sinne so wenig am Hut, als dass ich meinte, Malen gehöre nicht zu meinen Kompetenzen und hatte mich zeitlebens auf Malen nach Zahlen beschränkt. In meiner Vorstellung kam es gar nicht vor, dass "Malen" oder "Kunst" nicht per se bedeutet, seit 500 Jahren tot zu sein, Picasso zu heißen oder technisch so versiert zu sein, fotorealistisch zu malen.
Und wie ich so eines Morgens durch Facebook scrollte, sah ich ein Video aus der Rubrik "Malen für Anfänger - Easy Acrylic Paintings" (oder so ähnlich, Sie kennen das) und blieb hängen. Und tatsächlich sah das, was die zwei Hände dort auf die Leinwand brachten so schön und vor allem simpel aus, das ich sofort Feuer und Flamme war und dachte, das müsste ich einfach mal probieren.
Tja, und dann ging es schnell. Sicher waren die ersten Versuche keine "Kunstwerke" aber doch für mein Empfinden so gut und...sagen wir mal...hübsch anzusehen, dass ich dran blieb. Es dauerte nicht lang und ich stolperte (Danke, Internet) über eine mir unbekannte Art des Malens: Acrylic Pouring. Auch hier war mein erster Gedanke: "Wie großartig sieht das denn aus? Und einfach ist das auch noch, das mach` ich!"
Nun...sehen gegossene Bilder großartig aus?... Doch ja, schon. (nicht alle natürlich)
Ist es eine einfache Möglichkeit, innerhalb von Minuten großartige Bilder zu zaubern?...Mitnichten...
Zugegeben, unter den ersten 5 Versuchen fanden sich direkt Glückstreffer aber wer sich einmal intensiv mit dieser Technik (die eigentlich aus vielen verschiedenen Techniken besteht) auseinander setzt, lernt schnell, dass es so einfach nun doch nicht ist und man auch hier viel lernen muss.
Um mich war es allerdings geschehen. Ich blieb sozusagen hängen. Und entwickelte mich.
Leinwand um Leinwand sammelten sich in meinem Regal, mit fehlgeschlagenen Versuchen. Und ich experimentierte.
Wie ich bei anderen "Fluid Artists" gesehen hatte, eignen sich "Pours" vor allem auch als Basis oder Hintergrund, als Ebene hinter einem Bild.
Ich probierte verschiedene Materialien, Techniken und Perspektiven, um gegossene Werke weiter zu entwickeln und langsam aber sicher fand ich meinen Stil.
Einsatz von Strukturen, Schablonieren in unzähligen Ebenen, Kombinationen verschiedenster Materialien und Malmittel/Utensilien und herzhafter Einsatz von Farbe sind heute meine liebsten "Skills".
Und ganz nebenbei lerne ich ständig neue Materialien und Möglichkeiten durch all die kreativen Menschen da draußen und den großen Markt für Hobby und Kunst kennen, was mich zum Experimentieren mit Gips (eigentlich alle Gießmassen) und Schmuck-Design aus Kunstharz oder sogenannten "Skins" (Reste vom Pouring) brachte... ach ja...und einer übervollen Lagerstätte für Silikonformen. Gleichgesinnte kennen das!
Und da bin ich nun...habe den Schritt gewagt, widme mich ganz meiner Kunst und erfreue den ein oder anderen Mitmenschen.
Manchmal braucht es nicht mehr.
Und um die Frage vom Anfang zu beantworten: "Wo beginnt eigentlich Kunst?"
Überall, in jedem. Auf unterschiedlichste Weise. Ich habe meine Weise und damit ein Stück weit mich selbst gefunden.
PS: wenn ich eines gelernt habe auf dieser Reise bis heute, dann, dass nichts unmöglich ist. Ich kann alles, bis auf das, was ich nicht kann. Genau weiß man es erst, wenn man es versucht hat. Und dabei überrascht man sich nicht selten selbst.
Ich halte es da (inzwischen) gern wie Pippi Langstrumpf: "Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe". (Astrid Lindgren)
"Jeder kann malen"...na wenn das Internet das sagt... Einer der allerersten Versuche, selbst ein Bild auf eine Leinwand zu bringen. Ca. 2018
Die ersten "Glückstreffer", ebenfalls ca. 2018/2019, bei der "Dame" ging dann allerdings die Versiegelung mit Epoxidharz schief. Beide Bilder habe ich kürzlich hervorgeholt und mit heutigem Wissensstand und Können, lassen sie sich vielleicht (hoffentlich) bearbeiten.
links: Die ersten Versuche, Skins in Schmuckfassungen einzuarbeiten; rechts: Einige Jahre war das Anfertigen von Pailletten-Figuren eines meiner größten Hobbys
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